Eine Tarabita übersetzt Google als „Tarabita“ und im Grunde hat Google damit auch recht. Angesichts dieser Tarabita muss ich meinen heutigen Bericht dem Wunderwerk Mensch und seinem Liebling der Technik widmen. Das eigentliche Highlight am 6. Tag meiner Reise sollten die Cascadas, Wasserfälle, über Mindo sein, die ohne Zweifel ein absolutes Highlight sind. (Wie das Titelbild verrät.) Glasklares Wasser, das über unzählige Stufen den Berg hinabrauscht. Einmal stürzt das Wasser tosend 20 Meter im freien Fall herab, um gleich darauf eine Reihe Monolithen zu umspielen und über diese natürliche Treppe in die Tiefe zu sprudeln. 5 Stationen hat die Wanderung, die erste wird immer meine Liebste bleiben. Der Wasserfall Undine, der sich über Jahrhunderte sein Bett in einen gigantischen Block gegraben hat und an dessen Flanke, als wäre er der Archetyp aller Wasserfälle in Erlebnisthermen, sanft aber kraftvoll entlang fließt. Nur etwa einen Meter Fall legt das Wasser als breiter Schwall zurück um sich dann gurgelnd und schäumend in einem etwa 10 Meter breiten, von Bäumen überhangenen Becken zu einem türkisgrünen Paradies zu sammeln, das gesäumt von magisch glatt gespülten Felsen einer der schönsten und zauberhaftesten Orte ist, an dem ich je war.
Das alles erreicht man nur über die Tarabita. Ein Stahlseil wird in etwa 40 Metern Höhe über ein etwa 500 Meter breites Tal gespannt. Daran, auf Rollen befestigt, hängt ein Korb aus Stahl, der bis zu sechs Personen zu tragen vermag. Zumindest erzählt davon das Schild am Eingang. Doch die wahre Sternstunde deutscher Ingeneurskunst, ist der Antrieb, der den gelben Korb von der einen auf die andere Seite und zurückzieht.
Fest verankert mit schweren Bolzen in einem Fundament aus Beton ein alter Mercedes Motor mitsamt Pedalen und Fahrersitz. Alleine das Lenkrad fehlt. Der alte 5 Zylinder tuckert gemächlich vor sich hin, während wir den Korb besteigen. Ein mir liebes Geräusch, das fast Heimweh weckt – klingt doch genau so auch unser alter Mercedes Campingbus. Doch für Sentimentalitäten bleibt hier keine Zeit. Schon tritt der etwas dicklichere Ecuadoriander das Kupplungspedal kraftvoll durch und reißt beherzt am Schalthebel. Immer noch nicht kann ich das Bild fassen, dass sich mir hier bietet. Schon ist mit einem Klackern der Korb verriegelt und eine Warnung genuschelt, man möge während der Fahrt nicht an das Trägerseil greifen. Daraufhin fällt krachend der erste Gang ins Getriebe, die Kupplung knackt und der Korb rauscht samt seiner zumindest teilweise technikaffinen und demnach schwer begeisterten Fracht über den Abgrund hinaus. Der Gedanke, dass das wohl die absurdeste Art wäre zu sterben wird vom Ruck unterbrochen, den der Korb macht, als der Fahrer in den zweiten Gang schaltet. In diesem Moment, hoch über Nebelverhangenen Wäldern irgendwo zwischen zwei Berggipfeln auf 3.000 Meter höhe bei 20 Grad muss ich Lächeln und mir meine tiefe Liebe zu diesem Land, seinen Menschen und deren Einfallsreichtum und Improvisationskunst eingestehen.
Falls du dich fragst, ja, zurück sind wir im Rückwärtsgang gefahren. Das habe ich, bei unsere Rückkehr, extra gefragt.