Der Steppenwolf… in mir. 

Irgendwann endet dann die Vorstellung im magischen Theater, der Spiegel zerbricht in tausend Scherben, Mozart hört Händel im Radio. Der Zuschauerraum liegt, noch dampfend vom Applaus im Zwielicht der Notbeleuchtung. Die Stimmen im Foyer werden leiser und die Stille zwischen den leeren Stühlen wird immer lauter. Gerade noch war das Theater alles und die Welt nicht mehr als ein Staubkorn im Scheinwerferlicht.

Doch dann, es muss bei einer der vielen Ansagen gewesen sein, fiel das Staubkorn mir ins Auge. Beissend brennend erblickte ich das erste Mal die Schönheit der Welt und ihre Verletzlichkeit. Ob sie für immer auf mich wartet, die Welt, hinter der Steppe aus Alltäglichkeit? Muss ja nicht für immer sein, aber zumindest solange, bis ich Zeit gefunden habe für sie und ihre Schönheit. Doch Zeit findet man ja nur sehr selten und vielleicht ist es dann auch schon zu spät.

„Lass uns nach Leben jagen“, sagt eine Stimme in meinem Kopf und die andere sagt, „…wie Wölfe“.

Der Schatz am Ende des Regenbogens

Es ist fast Mitternacht. Gleich sind es weniger als 30 Tage, bis die Reise losgeht. 1. Juli, wer es immer noch nicht weiß, ein Jahr lang. Oder doch länger? Für immer?

Kein ganzer Monat mehr. Gleich. In 3 Minuten. Es ist wie Silvester und doch ganz anders.  Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. In 3 Minuten und 29 Tagen. Aus der Josefstadt hinaus und in die Welt hinein. Wie sich das wohl anfühlt? Nicht täglich am selben Ort, am selben Tisch am selben Sessel zu sitzen? Zuerst waren sie aus Holz, dann gepolstert, dann hatten Sie Rollen, die Sessel meines Lebens. Seit meiner Schulzeit habe ich sie Tag für Tag unter ihre Tische geschoben und mich dabei stets ein wenig auf das Abenteuer gefreut, dass ich morgen auf ihnen erleben würde. Ein Leben ohne Tisch und Sessel?  Ob man sich daran je gewöhnen kann? Wie soll ein Tag enden ohne einen Sessel, den man unter einen Tisch schiebt? 

Wer werde ich sein??

Tatsächlich bemerkt man in so einem Leben gar nicht, wieviel Zeit man an so einem Schreibtisch verbringt. Es ist ja viel mehr als nur ein Tisch um darauf zu schreiben, denn geschrieben habe ich darauf praktisch nie. Ich habe getippt oder gewählt. Hab gesprochen, gelacht und ganz selten auch geschrien. Glückliche Menschen haben meinen Tisch mit ihrem ersten Engagement in der Tasche verlassen, verrückte Ideen wurden an meinem Tisch geboren und die Urlaubspläne unzähliger Familien haben in Form von Spielplänen an meinem Tisch ihren Ursprung genommen. Manche haben ihren Vertag an meinem Tisch beendet und sind hinaus in eine Zukunft ohne Tisch und Sessel, so wie ich das mache. 

Ich will ein Abenteurer sein. 

Denke ich an die letzten 17 Jahre, dann empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit, die nur von der Neugier auf die nächsten Monate übertroffen wird. Aber langsam ist es genug mit Schnulzen, es gibt noch viel zu tun! 

Welche Rucksäcke? Welche Schuhe? Welches Zelt? Brauchen wir ein Zelt? Nehmen wir Schlafsäcke mit? Wohin wollen wir überhaupt? Was sollten man sehen auf einer Weltreise? Was nicht? Wann buchen wir welchen Flug und überhaupt, wer bringt uns zum Flughafen.

Steppenwolf

Aus der Josefstadt in die Kirchengasse und dann in die Welt. Ob man dann je wieder zurück will?

Offenbar ist es vollbracht und die Rahmenbedingungen sind geschaffen! Wir haben unsere Jobs auf Eis gelegt, die Wohnung auf Airbnb gestellt, die Fahrräder beim Freunden untergestellt. Die Kooperation mit dem besten Outdoor-Laden der Welt steht und wir lassen den Steppenwolf von der Leine.

Das liest sich ja wie in einem echten Reiseblog. Wie aufregend ist das!

Es kann losgehen.