Die Zitadelle in Hue war die Residenz des letzten vietnamesischen Kaisers und der war ein Nguyen. Die Dynastie der Nguyens war die mächtigste Familie, die Vietnam in den letzten paar hundert Jahren erlebt hat und worin begründet eine Kaiserfamilie ihre Macht? In der Anzahl ihrer Mitglieder! So hat einst einer der findige Clanchefs befohlen, dass alle seine Untertanen, vor allem aber die, die den Namen der vorherigen Ly-Dynastie trugen, in “Nguyen” umbenannt werden sollen, um den Namen der Vorgänger aus den Geschichtsbüchern zu streichen. Das machte unter den Enkerln des Kaisers durchaus Mode und so kam es immer öfter dazu, dass der Name der scheidenden Dynastie gegen Nguyen ersetzt wurde. Den Höhepunkt der Nguyenifizierung brachten aber die Franzosen, die im Zuge einer Volkszählung kurzer Hand alle Menschen, die keinen klar erkennbaren Familiennamen hatten, schlicht weg Nguyen nannten. Groben Schätzungen zu Folge leben heute also etwa 40 Millionen Nguyens überall auf der Erde, die meisten davon mit vietnamesischen Wurzeln, die wenigsten davon blutsverwandt.
…und wir sind mittendrin.
So sitzen wir – wenig überraschend – am Tisch der Familie Nguyen und genießen die letzten Tage in diesem aufregenden Land bei Hausmannskost aus Mama Nguyens Händen. Gerade tischt sie ein Festmahl auf, während wir uns gemeinsam mit ihrer Tochter H. über ein paar der unsinnigsten Google Facts aus der Welt der Onomatologie amüsieren.



Es gibt in Vietnam kein offizielles Telefonbuch, da eine Suche nach einer Vor- und Nachnamen Kombination aufgrund der allgemeinen Namengleichheit kein eindeutiges Ergebnis liefern kann. Weltweit ist Nguyen auf Platz 16 der Nachnamen und schlägt damit sogar die “Schmidts” und “Müllers” in sämtlichen Schreibweisen. Die Top 2 der deutschen Nachnamen finden sich erst auf Platz 486 und 492 im weltweiten Ranking, weit abgeschlagen hinter den Top 5 namens “Wang”, “Li”, “Zhang”, “Chen”, und “Liu”. Die Google Suche nach Nguyen H. ergibt in 0,56 Sekunden knapp 500.000.000 Ergebnisse.
Selbst nach 15 Minuten scrollen finden wir immer noch kein Bild unserer Nguyen H., die wir im echten Leben vor zwei Monaten in Indien auf einem überfüllten Rooftop kennengelernt hatten, als wir ihr die beste Sonnenuntergangs-Fotoperspektive auf den Windpalast in Jaipur streitig gemacht haben. Nach kurzem Beschnuppern haben die Damen dann aber Fotos von einander gemacht und sich Fleck weg ineinander verliebt. Die Einladung an den Tisch ihrer Mutter zum Hotpot in den vietnamesischen Bergen, hat H. noch an diesem Abend ausgesprochen und jetzt steht der dampfende Suppentopf, einmal mehr voll mit Gemüse und Nudeln vor uns. Die Suche nach mir ergibt 692 Ergebnisse in 0,33 Sekunden und das erste Foto auf Google ist mein strenges Betriebsdirektorenbild, das breites Entsetzen und große Neugier auslöst. Wir einigen uns darauf meine Geschichte gemeinsam mit den Bildern der etwas über 800.000 anderen Nguyen H.s, die Google gefunden hat, für den Moment zur Seite zu legen und erfreuen uns am Lachen unseres Originals.
Tausend Kilometer mit dem Moped
Gefühlt kamen wir nicht mehr zur Ruhe, seit der Busfahrer und sein geldeintreibender Lakei unser Moped irgendwo am Highway vor Ninh Binh aus dem Bauch des Busses geschliffen und bei Dunkelheit und strömenden Regen am Straßenrand abgestellt haben. Täglich mehr als 100 Kilometer, täglich eine andere Stadt und die immerwährende Suche nach dem nächsten vegetarischen Restaurant, das tatsächlich ganz fleischlose Kost anbietet.



Das Wetter ist wechselhaft wie die Landschaft und so wechseln auch wir zwischen Vollplastikregenkluft wenn es schüttet, T-Shirts und Shorts bei Sonnenschein und leichter Jacke gegen den kalten Wind der nächsten Regenfront am Horizont. Unser 135ccm Scooter, der beim Start in Hanoi schon mehr als 100.000 Kilometer auf dem Sattel hatte, trägt uns tapfer und unverwüstlich die Küste entlang und ermöglicht auch manch einen Ausflug ein Stück weit ins Landesinnere.
“Tu Lan” heißt Brust an Zunge
Der Fluss, der aus dem gigantischen Höhlenportal herausfließt und sich an die beiden Hügel jenseits des Tals schmiegt erinnert an eine Zunge, die sich um zwei Brüste bemüht. Oder so. Man merkt, dass bei der Benennung der Höhlen mehr Fantasie zu gegen war, als bei den Familiennamen aber angesichts der beeindruckenden Szenerie der Höhleneingänge ist das auch weiter nicht verwunderlich. Der Regen der letzten Tage hat den Fluss anschwellen lassen und so ist es doch recht aufregend, als wir mit Helmen, Stirnlampen und Schwimmwesten in den reißenden Strom steigen, der in etwa 200 Meter Entfernung in unüberwindebarer Dunkelheit verschwindet. Als ich so in das steinere Maul hinein treibe und die ersten kleinen zahnartigen Tropfsteine hinter mir lasse, erblicke ich mit einem kurzen Schaudern den mächtigen Stalaktiten im Halbdunkel, der wie ein Gaumenzapfen von der Decke baumelt. Dann ist es dunkel. Es gluckst und platscht und die Stromschnellen zupfen an den Hosenbeinen. Vor mir geht das Licht einer Stirnlampe an und offenbart eine Welt wie aus dem Kopf von Jules Verne.



Wir klettern, schwimmen, treiben und wandern durch das TuLan Höhlensystem, das der etwas kleinere Nachbar der weltweit größten Höhle, namens SonDoong ist. Während wir mit nur 50 Meter hohen Felsdomen vorlieb nehmen müssen, ist die höchste Felshalle in SonDoong 250 Meter hoch und bildet sogar eigene Regenwolken. Übernachtet wird in Zelten mitten im Urwald. Ohne Wasser und Strom aber dafür mit Lemongrass-Ginger Dampfbad über offenem Feuer um die kalten Füsse nach der anstrengenden Höhlentour zu wärmen. Auch das Abenteurer Menü fällt weitaus reichhaltiger aus, als man das im Dschungelcamp erwartet hätte und so kehren wir um unglaubliche Eindrücke und einen leichten Reisschnapsschwipshangover reicher am nächsten Tag zurück auf unser Moped und machen uns auf den Weg nach Hue. Genau, das mit der Zitadelle wo die Geschichte der Nguyens begonnen hat.



Der Garten der Nguyens
Als An und ihre Schwester Nhien klein waren, da liebten sie es durch den Garten zu tollen und im Haus hinter dem Teich zu spielen. Heute sind sie zwar groß und Vegetarierinnen, aber das Haus ist ihre Spielwiese geblieben und damit der Fixpunkt unseres Besuchs in Hue. Man könnte natürlich die historische Altstadt ansehen oder auch die Tempelanlagen, aber nachdem es wie aus Eimern schüttet bleiben wir im AnNhien Garden und knabbern uns durch die (ausschließlich) vegetarische Speisekarte. Wir buchen sogar eine Cooking Class, der Gioia mit Feuereifer entgegenfiebert, denn immer schon wollte sie hinter das Geheimnis der herrlichen Erdnusssauce zu den Sommerrollen kommen. Gemeinsam mit unserem Koch und einem amerikanisch-koreanischen Filmemacher, der eine Doku über das Restaurant dreht, machen wir uns auf den Weg zum Markt um alle Zutaten für unser erstes ganz eigenes vietnamesisches Essen – frisch und regional – heranzuschaffen.




Dann wird geschält, geschnibbelt und gebraten. Mal rührt Gioia mal der Filmemacher. Ich trinke dazu einen besonderen Feigenwein und bin stolz auch einen Beitrag zu leisten, während Nhien von ihrer Kindheit, ihrem Entschluss vegetarisch zu leben und der Entstehung des Restaurants erzählt. Auch eine Kunstsammlung findet sich heute im Garten der Nguyens, dort wo früher einmal die Kinderschaukel war. Wir kichern und vertagen den Besuch der Exponate, da die Pfützen im Garten immer größer werden. Das erste Gericht ist fertig und während der Chefkoch die Zutaten für die Sommerrollen präsentiert, kümmere ich mich um eine zweite Flasche Wein. Die Feigen aus denen dieser tiefbordeauxrote Wein gekeltert wurde, wachsen einzig auf einem Hügel hinter Hue und machen den Wein damit zur regionale Spezialität. Auf die Frage wie das Weingut heisst ernte ich nur ein Lachen und dann ruft auch schon der Chefkoch zum Sommerrollen rollen.
Gleichwohl ob in gekochte Kohlblätter und Reispapier gerollt wird, die Aufgabe verlangt Fingerspitzengefühl und Hingabe. Gioia hat beides und vollendet ihre ersten eigenen Sommerrollen unter großem Lob des Chefs. Strahlend und mit roten Backen voll vorfreudiger Ekstase gleich in den Kreis der Erdnusssaucen-Connaisseure aufgenommen zu werden, zückt sie Papier und Bleistift. Doch vergebens, denn kaum hat der ungeschickte Filmemacher sein Reispapier zu einem Klumpen nebst Füllung zusammen gewuzelt, ruft uns Nhien auch schon aus der Küche zu Tische um das Abendessen nun endlich auch zu genießen.
Der Regen trommelt so heftig nieder, dass man ab und an Mühe hat, dem Gespräch zu folgen und mit dem Garten versinkt auch Gioias Laune angesichts des kleinen Schälchens vor ihrem Teller. Die Erkenntnis trifft sie mit der selben Intensität mit der mir die Erdnussaromen in die Schale steigen: “Das ist ein Kochkurs, wo man Sommerrollen beigebracht bekommt, aber die Erdnusssauce nicht?” flüstert sie mir zu. “Die Erdnusssauce ist doch überhaupt der Grund, Sommerrollen zu essen! Der Rest ist nur gerollter Salat!”
Wo sie Recht hat, hat sie Recht, denke ich, doch die Vietnamesen scheinen es mit ihren Erdnusssaucenrezepten ernst zu meinen und so verklingen auch ihre beharrliche Versuche in das Mysterium eingeführt zu werden zwischen den Gängen des Menüs. Selbst nachdem sie ihr Schälchen ein drittes Mal nachfüllen hat lassen – nicht ohne nicht jedes einzelne Mal zu beteuern, wie vernarrt sie in die braune Sauce wäre und das sie ja nur deswegen den Kochkurs gebucht hätte – kam sie kein Stück näher an das Rezept. Ihre Verzweiflungstat direkt nach dem Rezept zu fragen quittiert Nhien nur mit dem Hinweis darauf, dass das Rezept doch ein altes Familiengeheimnis wäre. Die Verzweiflung in Gioias Augen lesend nickt sie schließlich aber mildtätig und sagt, dass die Basis der Sauce wohl Erdnuss und Wasser wäre…
Als wir das Restaurant verlassen steht der Garten knöcheltief unter Wasser. Auf der Straße versinken wir schließlich knietief im Wasser. Ein beherzter Taxifahrer lässt uns noch schnell in seinen Wagen springen, solange das Wasser nicht zu hoch steht um die Türen zu öffnen. Dann fährt er im Schritt Tempo los, vor dem Wagen eine Bugwelle als säßen wir in einem Motorboot. Den Regenschirm von AnNhien Garden haben wir mitgenommen und gerade als Gastgeschenk an Mama Nguyen gegeben, wer weiß, vielleicht erzählt sie uns ja, wie man Erdnusssauce macht.
Mit Dr. Bao auf die Zielgerade
Nicht nur die Wassermassen, die langsam die Straßen und Hausmauern von Hue hochkriechen, sondern auch einer von Gioias Weisheitszähnen lassen uns am nächsten Morgen an eine baldige Weiterreise denken. Der beste Zahnarzt, den das Internet in Vietnam kennt, ist Dr. Bao und so wägen wir einen Moment zwischen dem Wetter auf der Strecke und den 5 Sterne Bewertungen des DaNanger Dentisten ab und fahren los. Wir machen ein paar Umwege um den schlimmsten Überschwemmungsgebieten auszuweichen und knattern über den HaiVan Pass, der vielleicht eine der schönsten Küstenstraßen der Welt und ein unbedingtes Muss bei Vietnam Reisenden ist. Bei Sonnenschein. Für uns war er leider nicht viel mehr, als ein Wolken verhangener Aussichtspunkt auf das nahenden Ziel.



Im Hochglanz Wartezimmer der Arztpraxis thront an einer Wand ein prächtiges Aquarium und von den anderen grinsen zahllose Touristen aus blauen Bilderrahmen – offenbar um einen “ich bin glücklich mit meinem Zahnarzt” Ausdruck bemüht. Während ich versuche der etwas betreuungsintensiven Sprechstundenhilfe Gioias ganzen Namen zu buchstabieren, bekommt der Dens Sapiens noch eine kurze Gnadenfrist weil Dr. Baos Kalender so voll ist. So beziehen wir eine Stunde später ein schnuckeliges Apartment und hängen erstmal unsere Sachen zum Trockenen auf. Nachdem die Vorhersage keine Besserung des Wetters in den nächsten Tagen vorsieht, gilt es nun einen neuen Plan zu finden. Denn Kiten und Surfen wird es wohl nicht.
Ungehorsam oder “Das indische Phänomen?”
Trotz dicker Wolkendecke erklären wir den nächsten Tag zum Strandtag und spazieren kurzerhand von unserer Unterkunft Richtung Meer. Schon können wir das Rauschen hören und ab und an hinter hässlich uniformen Bungalows die Weite blitzen sehen, da stellt sich uns ein freundlich aber bestimmt lächelnder Funkgerätträger in den Weg. Die Lust auf Meer befeuert meine Entschlossenheit und so lüge ich ihm ohne zu zögern ins Gesicht: Wir wären auf der Suche nach der Rezeption. Sein “Ihr kommt hier nicht rein” Lächeln, das mir ein bisschen zuviel von einem “Hier nämlich kommen nur Besondere – und damit meint er reiche – Leute rein” Lächeln hat, kollabiert in ein plump fassungsloses “Bitte hier entlang.” Lächeln. So offeriere ich Gioia meinen Arm und spaziere erhobenen Hauptes mit meinem breitesten Platin AmEx Lächeln an ihm vorbei. Die hübsche Strandpromenade, gleich ums Eck unserer Unterkunft ist deswegen so hübsch, weil sie zu einem 5 Sterne Ressort gehört. Genauso wie der Funkgerätträger, der auch zum Ressort gehört und seinem Namen alle Ehre macht, indem er uns per Funk an seinen Kollegen am Strand verpfeift. So tappen wir mit den Zehen gerne im Sand angekommen in die Falle und werden freundlich lächelnd von einem anderen Funkgerätträger zur Rezeption begleitet und von einer Sales Dame herzlichst begrüßt. Doch wie dem Wetter trotzen wir auch den Umständen und lassen uns unter dem Vorwand Weinachten im Ressort verbringen zu wollen alle 3 Kategorien von Unterkünften zeigen. Es braucht harsche Kritik an 8 verschiednen Schlafzimmern in 2 Unterkünften bis sich der hochnäsige Blick des Concierge normalisiert und nochmal 2 große Enttäuschungsanfälle über Masterbathrooms ohne Whirlpool, bis wir ihn und seinen Golftrolleyfahrer endlich loswerden und alleine über die Terrasse der Premium Strandvilla auf den Beach klettern können. Es gibt wenig trostloseres als Surfschüler, die bei Wind und Regen verloren zwischen den Schaumkronen paddeln. So dachte ich bisher.
Etwas nach uns hat sich eine Gruppe echter Ressort Einwohner aus dem Privatpool ihrer Strandvilla befreit und krabbelt nun in Bademode über den Strand. Das wäre ja nicht weiter verwunderlich, wenn da nicht alle diese Hinweisschilder wären, dass aufgrund der Wetterbedingungen Schwimmen strengstens verboten ist. Auch die vielen roten Flaggen, die wohl auch als Hinweis auf die Sturmwarnung gemeint sind, ignoriert die triefende Meute komplett und stapft platschend und sichtlich erfreut in die Brandung. Als eine etwas kräftigere Welle den ersten von den Beinen reisst, bestellen wir uns frische Kokosnüsse an der Strandbar, suchen uns ein gemütliches Platzerl unter einem Strohschirm und strecken die kasigen Beine in die Sonne, die gerade zwischen den Wolken hervor lacht. Die Gruppe der Badewilligen ist mittlerweile auf etwa 20 Personen angewachsen und mehr ihre Lautstärke als ihr Aussehen lassen mich ahnen, dass es sich um eine indische Familie handelt. Ich nuckle etwas Kokosmilch aus meinem Strohhalm und versuche meinen Alltagsrassismus im Zaum zu halten, als der Bademeister auftritt. Der lieben Ordnung halber sollte man ihn wohl Rettungsschwimmer nennen, aber nachdem für die meeresgierige indische Nichtschwimmerpartie jede Rettung zu spät kommt, scheint mir der wiener Terminus Badewaschl wohl passender. Wild gestikulierend und seine Trillerpfeife vor Aufregung fast verschluckend hängt er über der Brüstung seines Rettungsschwimmerturms, als die ersten Inder schon hüfttief in den Wellen stehen… und ihn schlichtweg ignorieren.
Die Damen zücken Mobiltelefone aus den viel zu kleinen Louis Vuitton Taschen und schießen Fotos von den prallen Wohlstandsbäuchen ihrer Männer, die wie kleine Bojen auf den Wellen spielen. Da und dort versinkt ein schwarzer Scheitel unter einer brechenden Welle und taucht begleitet vom Lachen der anderen erst ein paar Meter weiter wieder auf. Mit einem überraschend kraftvollen Hieb ihrer Machete spaltet die alte Dame unsere Kokosnüsse und auf den paar Schritten zurück zu Gioia fühle ich mich wie in einer bemüht diversen Schnitzler Inszenierung im Volkstheater. Doch die Einladung zu den Festwochen verdient alleine der Badewaschl, der mittlerweile von seinem Turm herabgestiegen ist und sich laut trillernd an die lebensmüden Badeverbotsignoranten herantanzt. Mal reisst er die Hände gebetsartig zum Himmel, mal verschränkt er sie trotzig vor der Brust. Dann zeigt er vorwurfsvoll auf die runden roten Schilder mit dem durchgestrichenen Schwimmerpiktogramm und kreuzt seine Handgelenke als wollte er “in Fesseln” brüllen. Er wachelt, pfeift, winkt und springt von einem Bein auf das andere. Mal kommt er näher, mal wendet er sich resignierend ab als wollte er die Verdammten ihrem Schicksal überlassen. Er gibt alles um sie von ihrem Fehlverhalten zu überzeugen und scheint für einen Moment auch Erfolg zu haben, als sich gerade die größten Wohlstandsbäuche der indischen Schnitzler Gesellschaft langsam zurück ins knietiefe Wasser bewegen. Für einen kurzen Augenblick wähnt er sich als Sieger und gönnt sich und uns eine Verschnaufpause ohne schrilles Gepfeife, doch als klar wird, dass die Bäuche nur aus dem Wasser kamen um ihre Bäuchinnen hineinzulocken, nimmt das Drama seinen Lauf. Dann beginnt es zu regnen. Wir laufen zurück zur Hotelrezeption und genießen kühle Lavendeldrinks, während wir auf das Special-Xmas-Angebot warten, dass wir niemals anzunehmen gedachten. Die sehr freundliche Sales Dame des Ressorts entschuldigt sich nochmals bei uns, dass nicht jeder Masterbathroom ein Whirlpool hat und versichert, dass sie uns den besten Preis für unseren unforgettable stay gemacht hat. Wir blinzeln in das Lederetui und Nicken gelassen als wären 1.500$ pro Nacht ein Preis, den wir uns für die Weihnachtstage gut vorstellen können. Dann knabbere ich noch schnell die viel zu süße Cocktail Kirsche von meinem Drink und wir verabschieden uns mit einem “klar kommen wir wieder – wir haben jetzt nur keine Geldbörse dabei” Lächeln.
Good bye, Vietnam!
Was für eine schöne Idee, dass man ein Gericht, das für einen alleine schon unmöglich zu essen ist, auch für die ganze Familie anbietet. So Schlürfen, Sabbern, Saugen und Schmatzen wir gemeinsam mit H. und ihrer Mutter, bis wir etwa drei Kilo Gemüse, Pilze und Kräuter in den kochenden Pot geworfen und kurz darauf auch wieder rausgefischt haben. Eigentlich wie Fondue, nur ohne die praktischen Spieße, die das Kochgut halten. Die Tage bei all den Nguyens in ganz Vietnam verfliegen und so steigen wir tags drauf in den Flieger zurück nach Hanoi. Ein letztes Mal genießen wir unser Lieblingsrestaurant und ahnen dabei schon, dass wir Vietnam vermissen werden. Durch Zufall begegnen wir dann noch zwei lieben Freunden aus Wien, die die letzten Wochen Macbeth in Vietnam produziert haben. Vielleicht liege ich ja mit meiner Diversity-Schnitzler-Idee gar nicht so weit vom Schuss. Wer weiß.
Es gibt so viel zu erzählen, von den Tunnels die sie zum Schutz vor den amerikanischen Bomben gebaut haben, dem Eisbär am Moped, dem Catalanen und ihrer Flucht nach Laos, dem Kreisverkehr auf der Schipiste, den schwimmenden Lichtern in HoiAn und all den anderen vietnamesischen Momenten, das wir uns schrecklich verplaudern und fast den Flug nach Manila verpassen… angeblich ist das Wetter dort besser.





Wieder sehr unterhaltsam!
Es ist immer wieder ganz super bei den ganz wenigen Erlebnissen, die du uns beschreibst, teilhaben zu können. Ganz besonders, wenn man weiß wieviele Geschichten du noch erzählen könntest!!! Freue mich schon auf die nächste Runde….👏👏👏
Ein Name für alle – eine Superidee! Da kann man nichts falsch machen !! Ich bin gespannt auf die nächsten Erlebnisse.